Lombok: Willkommen im ursprünglichen Bali!

Lombok: Willkommen im ursprünglichen Bali!

Lombok. Das sagt vielen Deutschen auf den ersten Blick erstmal herzlich wenig, dabei ist die kleine Schwester von Bali erfahrenen Südostasien-Reisenden und Backpackern aus aller Welt schon seit einigen Jahren ein Begriff. Ehrlicherweise ist „klein“ auch reichlich untertrieben, denn Lombok ist mit seinen 4.725 km² und fast 2,5 Millionen Einwohnern keineswegs nur ein winziger Sandhügel irgendwo im Ozean.

Bis zu 3.726 Meter sticht die Insel an ihrer höchsten Stelle – dem Vulkan Rinjani – vom Meeresspiegel empor und übertrifft dabei gar den wesentlich bekannteren Gunung Agung auf Bali. Und doch steht das überwiegend muslimisch geprägte Lombok stets im touristischen Schatten des weltbekannten Nachbarn. Zu Recht? Wir begeben uns auf Spurensuche und wollen euch zeigen, was Urlauber auf Lombok erwarten können.

Lombok: Willkommen im ursprünglichen Bali!

Lomboks touristisches Herz: Senggigi und Mangsit

Das touristische Zentrum von Lombok liegt über 90 Fahrtminuten vom neuen Flughafen entfernt, genauer gesagt am langgezogenen Küstenabschnitt von Senggigi und im etwas nördlicher gelegenen Mangsit. In beiden Orten haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Hotels angesiedelt, die meist mit direkter Strandlage auftrumpfen, wobei vor allem Senggigi auch über ein breites Angebot an Restaurants und einigen Supermärkten verfügt.

Wer Abwechslung zum Essen im eigenen Hotel sucht, findet hier eine gute Auswahl zu vernünftigen Preisen. Ein wirkliches Nachtleben existiert hingegen nicht, es beschränkt sich auf ein Dutzend Bars, die mit Happy Hours und gelegentlicher Live-Musik um die Gunst der Touristen buhlen. Ausufernd oder gar aufdringlich wie in Balis Vergnügungshochburg Kuta wird es dabei jedoch nie, oftmals gehen in Senggigi schon gegen 23 Uhr viele Lichter aus.

Gerade diese Gelassenheit, zusammen mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis, machen die Region zum Paradies vor allem für Paare. Selbst luxuriöse Romantik-Hotspots wie die „Qunci Villas“ und „The Puncak“ starten bei jeweils 100 EUR pro Nacht, während das ebenfalls sehr empfehlenswerte Sunset House Lombok bereits ab 50 EUR ein großes Deluxe-Zimmer mit Meerblick bietet.

Strand-Abschnitt vor dem Sunset House Lombok
Blick vom Restaurant des Sunset House Lombok in Richtung Pool und Strand
Der Name ist Programm: Sonnenuntergang am Sunset House in Lombok

Mit jedem Kilometer, den wir uns von Senggigi entfernen, verändert sich das Landschaftsbild und damit auch unser Eindruck von Lombok. Die tausenden Roller, die wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen im Riesenslalom über die Insel brausen, hatten wir ja bereits auf dem Weg vom Flughafen kennengelernt. Mangels öffentlicher Busse ist es für viele Einwohner die einzige Möglichkeit, von A nach B zu kommen.

Statt selbst einen Roller zu mieten, empfehlen wir Urlaubern auf einen zuverlässigen Fahrer zurückzugreifen (ortskundige Fahrer mit modernen PKW gibt es vielerorts ab 35 EUR für den ganzen Tag), der auch die vielen entlegenen Sehenswürdigkeiten von Lombok treffsicher ansteuern kann. Wir fahren vorbei an Reisfeldern und zahlreichen Plantagen, beobachten die Männer und Frauen eine Zeit lang bei ihrer schweißtreibenden Arbeit.

Kurz darauf landen wir auf einer vermeintlich kleinen Kakao-Plantage. Diese entpuppt sich jedoch schnell als Vorgarten einer einheimischen Familiengemeinschaft, die gerade dabei ist, den Nachwuchs und einen Haufen Kleider zu waschen. Als man uns erblickt, geht zu unserer Überraschung ein breites Lächeln über die Gesichter und wenige Sekunden später sehen wir uns von frisch gewaschenen „Nackedeis“ umringt, die uns stolz ihre selbst gebastelten Spielzeuge entgegenstrecken.

Reisbauern auf einem Feld im Norden von Lombok
Eine ältere Dame säubert ihre Fisch-Eimer nach dem Ausnehmen des Fangs
Die übliche Kochstelle der Locals im Hinterland von Lombok

Ähnliche Erlebnisse haben wir auch an anderen Stationen unserer etwas ungewöhnlichen Inselerkundung. Unser Guide Charles, der in seinem Pass sicher einen anderen Namen stehen hat, führt uns durch zugewucherte Büsche zu einer Gruppe Fischer, die den Fang des Tages mittels Wage grammgenau auf die vier Familien aufzuteilen versuchen. Einige Kilometer weiter ist es nur eine Herde Kühe, die uns bei der Inspektion fremder Felder argwöhnisch beobachtet.

Unser schlechtes Gewissen, gerade ungefragt die Ernte einer armen Bauernfamilie zu begutachten, wischt Charles sofort beiseite. „Ich bin hier fast jeden Tag ohne Touristen bei den Leuten, besuche die Bauern, die Fischer, die Marktfrauen und spreche mit ihnen. Wann immer es geht, versuche ich von den Einnahmen meiner Tagestouren kleine Geschenke zu besorgen, zum Beispiel Kleidung für die Kinder oder neue Werkzeuge, um den Menschen einen Teil zurückzugeben.“

Und so sei es selbstverständlich, dass auch wir herzlich willkommen sind, so wie er selbst es in den verschiedenen Gemeinschaften ist. Selbst die ärmeren Familien zeigen großzügig ihre Gastfreundschaft und bieten uns zwei ihrer drei Bananen an. „Das Wort Tourismus existiert in der Sprache der Sasak eigentlich nicht„, sagt Charles und will es als Antwort auf unsere unsicheren Blicke verstanden wissen.

Unser Guide Charles erklärt Hintergründe über das Leben auf Lombok
Fette Beute? Der Eimer winziger Fische ernährt auf Lombok vier Familien mehrere Tage
Unorthodox ist das Straßenleben auf Lombok

Fernab der bekannten Sehenwürdigkeiten auf Lombok partizipieren die Einheimischen höchstens passiv vom Geschäft mit und an den Touristen. Auf den Wochenmärkten findet man keine billigen China-Importe wie Unterhemden mit großem Bintang-Logo oder minderwertige Imitate mit Nike-Emblem, ohnehin sieht man hier im trubeligen Treiben höchst selten mal einen Weißen.

Hier werden Waren verkauft, die für die Einheimischen von Interesse sind – Hühner, säckeweise Reis, Gemüse und vermutlich getragene Kleidung, die hoffentlich noch ein bis zwei Wochen ihre Dienste erweist. Sobald die Dichte der kleinen Geschäfte mit Getränken und westlichen Snacks zunimmt, befindet man sich nicht mehr weit entfernt von der nächsten (bekannteren) Attraktion.

Lombok hat wunderschöne Wasserfälle zu bieten (Hotspots: Sendang Gile & Tiu Kelep), die man bei einer Wanderung mit einem einheimischen Guide entdecken kann. Selbst einen Ableger des berühmten „Monkey Forest“ auf Bali gibt es bereits, wobei die Affen auf Lombok weder vergöttert noch sonderlich vermarktet werden. Vielmehr hält man am Rande einer kilometerlangen Bergstraße und muss dementsprechend auch keinen Eintritt bezahlen. Noch nicht.

Der erste Wasserfall Sendang Gile vor dem großen Tiu Kelep Waterfall - Lombok
Sendang Gile and Tiu Kelep Waterfall - Lombok
Just Smile - der Affenwald auf Lombok
Monkey Forest im Norden von Lombok

Im direkten Vergleich steht Lombok gegenüber Bali im Hinblick auf die natürliche Schönheit in nichts nach, im Gegenteil: Viele Attraktionen sind hier tatsächlich noch weitgehend „naturbelassen“ und authentisch zu erleben. Zudem locken teils menschenleere Strände (Tipp für einen echten „Postkarten“-Strand:

Mawun Beach im Inselsüden), zurückhaltend freundliche Menschen, uriges Dorfleben im Hinterland sowie die Möglichkeit, ohne monotones „Cheap, Cheap!“ oder „Taxi, Taxi!“ Gebrülle durch die Straßen zu laufen. Zugegeben, Tempel gibt es auf der muslimischen Insel Lombok selbstredend nur sehr wenige zu bewundern.

Doch ansonsten erinnert vieles an das ursprüngliche Bali mit authentischen Begegnungen und unkommerziellen Höhepunkten. Und so sehr manche Geschäftsleute auch neidvoll zum großen Bruder hinüberblicken, so energisch mag man ihnen zurufen: Es gibt absolut keinen Grund für Neid! Denn gerade die Ursprünglichkeit von Lombok macht die Insel so liebenswert und definitiv eine Reise wert.


Alex
Alex

Alex Mirschel hat FINEST PLACES bereits 2010 gegründet und viele Jahre unter dem Namen Niedblog zu einem der einflussreichsten Luxus-Reiseblogs in Europa entwickelt. Seit dem Rebranding 2022 ist er unter FINEST PLACES unterwegs. Der Frankfurter Diplom-Verwaltungswirt war ursprünglich im öffentlichen Recht tätig und hielt einen Lehrauftrag als Dozent für Soziologie. Heute ist er selbstständiger Berater und Netzwerkpartner von Realizing Progress. Der Digital-Experte entwickelt Strategien, Kommunikationskonzepte und begleitet Veränderungsprozesse von Unternehmen und Destinationen.

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1 Kommentar

  1. heidi
    30. November 2014 / 02:18

    Hallo Sandra,
    dein Bericht vom ursprünglichen Bali fasziniert mich.
    Sagma,l wie kann man einen einheimischen Touristenführer – der ein sein Land nahebringt organisieren. ?
    Möchte zu meinem 60. Geburtstag eine besondere Reise machen.
    Wie z.B. auf die Fidschi Insel oder ursprünglich Bali. Aber mit einheimischen Reisebegleiter.
    Wo kommt man an solche Personen?
    Danke für Deine Antwort
    Heidi

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