Sternekoch Nils Henkel im Test: Zwei Sterne in sieben Akten

Sternekoch Nils Henkel im Test: Zwei Sterne in sieben Akten

Mal ganz ehrlich – was kommt euch in den Sinn, wenn man nach euren Assoziationen mit einem Gourmetrestaurant oder der modernen Sterne-Küche fragt? Unaussprechliche Zutaten, nicht definierbare Bezeichnungen der einzelnen Gänge, steifes Spießertum und vor allem eines: winzige Portionen, von denen kein Mensch satt wird? Keine Sorge, auch wir hatten gewisse Vorurteile!

Pure Nature im Gourmetrestaurant Lerbach

Sternekoch Nils Henkel im Test: Zwei Sterne in sieben AktenGut, dass man im Leben nie auslernt. Und wenn schon mal eine solche Einladung ins Haus flattert, dann ist unsere Neugier natürlich groß. Aufgeregt und etwas unsicher betreten wir das Gourmetrestaurant Lerbach, das unter der Leitung von Nils Henkel (2 Michelin Sterne) mit dem Arbeitstitel „Pure Nature“ einen sehr ambitionierten Ansatz verfolgt. Wohlbekannte, natürliche Zutaten sollen dabei durch eine außergewöhnliche Zubereitung für nicht geahnte Gaumenfreuden sorgen. Das klingt spannend und zugleich recht bodenständig – vielleicht ist es ja der perfekte Einstieg in die Gourmetküche?

Gourmetrestaurant Lerbach unter der Leitung Nils HenkelBegrüßt werden wir sehr herzlich von Chef-Sommelier Thomas Sommer, der gerade erst von den Weltmeisterschaften der Sommeliers aus Tokio zurückgekehrt ist. Mit seiner charmanten und offenen Art sorgt er sofort für eine angenehme und entspannte Atmosphäre. Begleitet von unserem Kellner begeben wir uns an unseren Tisch im lichtdurchfluteten Wintergarten, der uns einen tollen Aus- und Überblick ermöglicht. Das Ambiente wirkt hell und freundlich, die Tischdekoration ist dezent und dennoch ausgefallen. Das gesamte Restaurant wirkt einladend und in sich stimmig. Eine Umgebung, in der wir uns auch als Gäste ohne „Gourmettempel-Erfahrung“ sofort rundum wohlfühlen.

Nils Henkel und das Frühlingsfest für alle Sinne

Gruß aus der Küche von Nils HenkelZum Einstieg stellt unser Kellner drei Aperitifs zur Auswahl: das klassische Glas Champagner, einen reizvollen Rosé Brut oder – und darauf fällt selbstverständlich unsere Wahl- eine Eigenkreation von Nils Henkel. Sehr lecker, so kann es weitergehen! Während uns ein kleiner Gruß aus der Küche erreicht, bringt Thomas Sommer DAS BUCH des Hauses (ein riesiger Wälzer vollgepackt mit edelsten Tropfen) und fragt uns nach unseren Wein-Wünschen. Wir verlassen uns natürlich gern auf seine fachkundigen Empfehlungen und genießen zu jedem Gang einen korrespondierenden Wein ganz nach seinem Gusto. Schon beim ersten Gang zeigt Sommer, dass er nicht ohne Grund zu den besten Sommeliers des Erdballs gehört – seine Auswahl ist treffsicher und vorzüglich. „In vino veritas“ – im Wein liegt die Wahrheit.

Kreation von Nils Henkel: Entenleber an Birkensaft, Gerstenmalz und SüßdoldeDas Menü selbst ist nicht nur ein Erlebnis für die Geschmacksnerven, es begeistert ebenso Augen und Nase. Serviert werden die einzelnen Gänge von einem perfekt abgestimmten Service-Team, das nicht eine Sekunde lang steif oder aufgesetzt wirkt. Dieses unprätentiöse Ambiente paart sich mit einer besonderen Aufmerksamkeit für das Detail und macht keine Steigerung möglich. Ähnlich verhält es sich mit dem Essen – es ist eine Freude für alle Sinne und jeder Gang für sich genommen bereits eine tolle Komposition. Ob Lammrücken oder Kabeljau, Entenleber oder Rhabarber mit Himbeeren. Was altbekannt klingt, entwickelt sich in der Interpretation nach Nils Henkel zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk des guten Geschmacks.

Lammrücken im Gourmetrestaurant LerbachDer geerdete Naturbezug verleiht den kreativen Gerichten dabei eine unverkennbare (deutsche) Identität. Es ist wohl die oft zitierte „Handschrift von Nils Henkel“, die sich wie ein roter Faden durch das Dégustationsmenü zieht. Als nette Geste empfanden wir die Tatsache, dass Nils Henkel persönlich einen Rundgang an alle Tische unternahm und die Gäste nach ihrer Zufriedenheit fragte. Sein Auftreten wirkte dabei weniger wie bei einer „Pflichtübung“, sondern ernsthaft am Wohl seiner Besucher interessiert. Chapeau! Nach unserem über drei Stunden dauernden Schlemmerfest mit bester Unterhaltung in toller Gesellschaft verlassen wir schließlich das Gourmetrestaurant Lerbach mit einem breiten Grinsen.

Es ist die Gewissheit, alte Klischees widerlegt und eine neue (kostspielige) Leidenschaft gefunden zu haben. Liebe geht schließlich durch den Magen!


Das Gourmetrestaurant Lerbach liegt innerhalb des Schlosshotels Lerbach, das von der luxuriösen Althoff Collection betrieben wird. Die genaue Anschrift lautet:

Schlosshotel Lerbach, Lerbacher Weg, 51465 Bergisch Gladbach

Telefon: +49 2202 – 2040, Email: info@schlosshotel-lerbach.com

Reservierungen werden – wie in der gehobenen Gastronomie üblich – dringend empfohlen.

Das Gourmetrestaurant Lerbach ist von Dienstag bis Samstag zwischen 12:00 Uhr – 13:30 Uhr und 19:00 Uhr – 21:30 Uhr geöffnet.

Sonntag und Montag sind Ruhetage.

Die Preisstruktur von Nils Henkel ist auch für ein Restaurant mit zwei Michelin-Sternen eher im oberen Bereich angesiedelt. So landet etwa das Degustationsmenü mit 6 Gängen bei 160 EUR pro Person, während der Gourmetlunch inklusive einem Glas Champagner bei 110 EUR startet.

Nähere Informationen zu den einzelnen Menüs sowie saisonal verfügbaren Arrangements inklusive Übernachtungen im Schlosshotel Lerbach werden von Althoff auch online bereitgestellt.

Interessanterweise ist das beschauliche Bergisch-Gladbach in den letzten Jahren zu einem wahren Walfahrtsort für Feinschmecker geworden. Nur 3 Kilometer von Schloss Lerbach entfernt, liegt das beeindruckende Grandhotel Schloss Bensberg. Hier befindet sich mit völlig anderem Konzept unter der Leitung von Joachim Wissler (3 Michelin Sterne!) mit dem „Vendôme“ ein weiterer Gourmettempel der internationalen Spitzenklasse.

Unser Gourmet-Erlebnis bei Nils Henkel erfolgte auf Einladung der Althoff Hotel & Gourmet Collection. Herzlichen Dank dafür!

Alex
Alex

Alex Mirschel hat FINEST PLACES bereits 2010 gegründet und viele Jahre unter dem Namen Niedblog zu einem der einflussreichsten Luxus-Reiseblogs in Europa entwickelt. Seit dem Rebranding 2022 ist er unter FINEST PLACES unterwegs. Der Frankfurter Diplom-Verwaltungswirt war ursprünglich im öffentlichen Recht tätig und hielt einen Lehrauftrag als Dozent für Soziologie. Heute ist er selbstständiger Berater und Netzwerkpartner von Realizing Progress. Der Digital-Experte entwickelt Strategien, Kommunikationskonzepte und begleitet Veränderungsprozesse von Unternehmen und Destinationen.

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4 Kommentare

  1. Lucy
    13. Juli 2014 / 13:16

    Schön, dass Sie Glück hatten. Wir hatten es nicht. Wir haben uns im Hotel Schloss Lerbach wohl gefühlt, aber der Restaurantbesuch war ein Reinfall. Selten habe ich so wenig das Gefühl gehabt, als Gast wertgeschätzt zu werden. Ob der Sommelier gut ist, können wir nicht sagen, denn er hatte angesichts seiner Stammkunden wohl weder Zeit noch Lust uns zu beehren oder wahrzunehmen.
    Das Essen war ohne Frage gut, aber die Konkurrenz ist auch gut. Der Service (oder das was in diesem Bereich festzustellen war) hat bei uns bleibenden -schlechten! – Eindruck hinterlassen.
    Da kann Althoff sich sonst noch zu viel Mühe geben, wir fahren da sicher nicht mehr hin.
    Besonders ärgerlich: ich wollte mich da an meinem Geburtstag verwöhnen lassen und kam mir stattdessen recht unerwünscht vor!

  2. 26. April 2013 / 07:11

    Toller Bericht… und ich wohne auch noch fast in der Nachbarschaft. Kannte bisher nur das Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach.

    Das Menu sieht echt toll aus… muss ich mir mal für einen besondern Anlass vormerken.

    Viele Grüße, Christian

  3. 17. April 2013 / 12:27

    Toll, dass es euch geschmeckt hat und das Team von Nils Henkel und Thomas Sommer euch ein wenig begeistern konnte.
    Vor allem freut mich, dass wir mit dem Klischee der kleinen Portionen aufräumen konnten. Ihr jedenfalls ward gern gesehene Gäste im Schlosshotel Lerbach und im Gourmetrestaurant von Nils Henkel. Vielleicht sieht man sich ja bald wieder in einem der AMERON oder ALTHOFF Hotels.

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