Hervey Bay: Im Kinderzimmer der Buckelwale

Hervey Bay: Im Kinderzimmer der Buckelwale

Wenn der Wecker morgens um 6 Uhr klingelt, obwohl man nicht ins Büro muss, dann muss schon etwas ganz Besonderes auf dem Programm stehen. Kängurus am Strand zum Beispiel!

Dieses Mal wurde unser tierisches Abenteuer noch größer (im wahrsten Sinne des Wortes), denn etwa 13 Meter lange und bis zu 25 Tonnen schwere Meeresgiganten sollten vor der Küste von Hervey Bay auf uns warten.

Nicht etwa alleine, sondern mit ihren nur wenige Tage alten Kälbern, die gemeinsam mit „Mama“ ihre ersten vorsichtigen Versuche beim Planschen im großen Teich machen. Ein eisiger Wind pfeift uns um die Ohren, als um 7 Uhr morgens die Quick Cat II den Hafen verlässt und sich souverän durch die Wellen zwischen Hervey Bay und Fraser Island kämpft.

Hervey Bay: Im Kinderzimmer der Buckelwale
Eisiger Wind und freudige Erwatung: Whale Watching vor Hervey Bay

Quick Cat II: Whale Watching mit Garantie!

Nach einer guten Stunde Fahrtzeit verkündet der Kapitän erstmals, dass wir nun die Augen offen halten sollten, da sich ein Wal in unmittelbarer Nähe befinde. Neben der Erfahrung aus nunmehr 27 Jahren setzen Brian und Jill, die Inhaber der Quick Cat II, vor allem auf modernste Technik: Dank teurer Ortungstechnik und eines professionellen Sonargerätes bekommen Gäste sogar eine Wal-Garantie!

Ohne wenn und aber. Gibt es heute keinen Wal zu sehen, gibt es einen Gutschein für eine Freifahrt. Doch diese Option ist schnell vergessen, als in einiger Entfernung ein dunkler Riese die Wasseroberfläche durchbricht und eine Fontäne Wassernebel in Richtung Himmel stößt. Das Spektakel scheint loszugehen und die Crew zeigt sich optimistisch, dass dieser kurzer Besuch nicht unsere einzige Sichtung bleiben wird.

Die erste Wal-Sichtung: Noch etwas weit entfernt aber immerhin

Wir steuern vorsichtig weiter in Richtung des gesichteten Wals und erblicken kurz darauf eine Buckelwal-Mutter mit ihrem Kalb, die unweit unseres Bootes auftauchen und für echte Gänsehaut-Atmosphäre sorgen. Beim majestätischen Anblick dieser urigen Geschöpfe bleiben wir im Laufe des Tages immer wieder mit offenem Mund stehen, starren gebannt auf die beeindruckenden Tiere und vergessen gelegentlich mal den Auslöser unserer Kameras.

Geboren vor den Whitsunday Islands und auf dem Weg zurück in die Antarktika, verbringen Mutter und Kalb vor Hervey Bay einige Tage, um sich für die anstrengende Reise vorzubereiten. Wir trauen unseren Augen kaum, als sich das junge Kalb fast senkrecht aus dem Wasser katapultiert, um sich dann – vielleicht zum ersten Mal in seinem gerade begonnenen Leben – mit einem lauten Platscher seitwärts ins Wasser fallen zu lassen.

Die etwa 5 Meter großen „Zwerge“ wirken auffallend verspielt und erinnern ein bisschen an die eigene Jugend, als man mit möglichst viel Geplätscher in den Pool gehüpft ist 🙂

Fast senkrecht nach oben katapultiert sich dieser "kleine" Buckelwal
Der Nachwuchs will hoch hinaus: Junger Buckelwal beim Sprung

Der Wal-Nachwuchs von Hervey Bay übt fleißig

Manche Dinge gelingen dem Nachwuchs schon bestens, bei anderen Manövern muss Mutti noch ein bisschen Nachhilfe geben. Als er bäuchlings mit der Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche schlägt und nur kleine Spritzer erzeugt, holt die Buckelwal-Dame mal kurz zum großen Schlag aus und zeigt dem Kleinen, wie man sich im Meer den nötigen Respekt verschafft.

Nach einer Dreiviertelstunde entscheidet der Kapitän die beiden in Ruhe zu lassen und abzudrehen. Doch schon kurz darauf sehen wir tatsächlich eine weitere Walmutter mit ihrem Kalb. Nachdem wir von beiden intensiv begutachtet und offensichtlich für ungefährlich erklärt wurden, dürfen wir zusehen, wie das Kalb die nächste halbe Stunde immer wieder gestillt wird.

Zunächst dreht sich die Mutter seitlich im Wasser, entscheidet dann aber schnell, dass es für sie wohl „kopfüber“ bequemer ist. So kommen wir in den Genuss, die Schwanzflosse der Mutter aus sämtlichen Perspektiven und in unterschiedlichsten Stellungen anzuschauen und können nur erahnen, wie so eine 13 Meter Riesin in senkrechter Still-Position wohl unter Wasser aussehen mag. Ein verrücktes Schauspiel!

Volle Breitseite: Die Wal-Mama zeigt dem Kleinen wie man auf den Putz haut
Sandra beobachtet gebannt wie die Walmutter den Nachwuchs kopfüber stillt

Zur Mittagszeit nach einigen weiteren Walbegegnungen lenkt unser Kapitän die Quick Cat II in Richtung Heimat und macht unterwegs Halt am Kingfisher Bay Resort auf Fraser Island, um einen Teil der Gäste an ihrer Unterkunft auf der weltgrößten Sandinsel abzusetzen. Wir haben uns am Morgen beim Check-in entschieden für zusätzliche 30 AUD die Whale Watching-Tour mit einem halbtägigen Aufenthalt inklusive Mittagessen auf Fraser Island zu verbinden.

Nach dem sehr guten Mittagessen im Restaurant des Resorts gehen wir auf eigenständige Wandertour (tolle Landschaft, aber der ausgeschilderte View Point erweist sich leider als großer Flop!) und genießen vor allem die weitläufigen Wälder sowie den atemberaubend langen Sandstrand. Immer wieder gibt es kleine Einbuchtungen mit Mangroven und bizarren Formationen ausgedörrter Bäume, Dingos sehen wir jedoch trotz diverser Warnschilder auf unserer Strecke keine.

Aufgrund der Größe von Fraser Island ermöglicht der sogenannte „Super Pass“ natürlich nur einen minimalen Kurzeindruck, er ist jedoch eine nette Kombi-Möglichkeit für einen insgesamt runden Ausflugstag und daher grundsätzlich empfehlenswert!

Fraser Island: Die größte Sandinsel der Welt
Interessante Landschaftsbilder auf Fraser Island
Warnschild vor Dingoes auf Fraser Island: Wir haben keine entdeckt

Die Whale Watching Touren mit der Quick Cat II ab Hervey Bay finden in der „Walsaison“ von Juli bis Ende Oktober statt und kosten derzeit 115 australische Dollar pro Person. Weitere Informationen, u.a. zur sehr interessanten Geschichte des Familienunternehmens, sowie Buchungshinweise gibt es auf der offiziellen Webseite.


Alex
Alex

Alex Mirschel hat FINEST PLACES bereits 2010 gegründet und viele Jahre unter dem Namen Niedblog zu einem der einflussreichsten Luxus-Reiseblogs in Europa entwickelt. Seit dem Rebranding 2022 ist er unter FINEST PLACES unterwegs. Der Frankfurter Diplom-Verwaltungswirt war ursprünglich im öffentlichen Recht tätig und hielt einen Lehrauftrag als Dozent für Soziologie. Heute ist er selbstständiger Berater und Netzwerkpartner von Realizing Progress. Der Digital-Experte entwickelt Strategien, Kommunikationskonzepte und begleitet Veränderungsprozesse von Unternehmen und Destinationen.

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2 Kommentare

  1. 26. November 2013 / 17:30

    Sehr schöner Artikel über ein fantastisches Erlebnis. Wale in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen und dann noch mit Nachwuchs ist einfach toll.

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